Die Stadt Nürnberg scheint aktuell drei Nöte miteinander zu verknüpfen um damit zu ermöglichen, dass diese sich gegenseitig zur Finanzierung verhelfen:
Hohe Sanierungskosten - diese müssen dringend finanziert werden.
Sanierungsbedarf in der Oper – ein Ersatzgebäude im Innenhof und Nebenräumen im hufeisenförmigen Teil der Kongresshalle ist geplant.
Das klingt erst mal ganz gut, aber wie sieht es aus, wenn man genauer hinschaut?
Das Original zu der Skizze mit dem offiziellen Rendering finden Sie hier
kongresshalle.nbg:
Das ist er! Heute wurde der Entwurf für die neue Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg im Kongresshallen-Innenhof der Öffentlichkeit präsentiert. Der Entwurf von Georg Reisch GmbH & Co. KG, Bad Saulgau, in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Architekturbüro LRO GmbH & Co. KG hatte im umfangreichen Bieterverfahren die höchste Punktzahl erhalten. In der Ausschreibung zum Projekt hieß es: „Der Ergänzungsbau soll sich städtebaulich und hinsichtlich seiner Kubatur und Materialität in angemessener Weise mit dem baulichen Bestand des unvollendeten Rohbaus (Torso) der Kongresshalle auseinandersetzen und sich diesem unterordnen.“
Lest in unserem Post, wie der Entwurf diese Vorgaben umsetzt.
Foto: Georg Reisch GmbH & Co. KG
Unser Kommentar dazu (bordon_design):
Frei nach Hannah Arendt: die BanaliSIERUNG des Bösen. Es mag eine ansprechende Architektur sein. Aber sie gehört da einfach nicht hin. Das ist der Punkt. Der Innenhof der Kongresshalle DARF NICHT SALONFÄHIG werden. Das wäre Wasser auf die Mühlen der politisch Rechten. Die Stadt Nürnberg will bestimmt nicht, dass sich da die Rechtsradikalen treffen und bei Wagner Machtfantasien entwickeln. Genau dafür baut die Stadt allerdings mit traumtänzerischer Selbstüberschätzung vor.
Bei den weiteren Posts dieses Instagram-Profils findet man weitere Kommentare von uns.
"Ein neues Stadtviertel für Nürnberg. Geplant aus einem Guss. Wohnraum für viele tausend Menschen. Ein eigener Park. Innovative Mobilität. Willkommen in Lichtenreuth!" ... "Wohnen, Leben, Studieren und Arbeiten – in Lichtenreuth hat alles seinen Platz." ...
So bewirbt die Aurelis Real Estate GmbH ein Areal mit einer Fläche von 90 Hektar (das sind 900 000 m², oder die Fläche von sagenhaften 128 Fußballfeldern!), das Luftline nicht ein mal einen Kilometer von der Kongresshalle entfernt ist. Hier wird zeitgleich auf komplett frei verfügbarer Fläche geplant.
Die Aussage "in Lichtenreuth hat alles seinen Platz." ist leider nicht wahr. Wo ist Platz für die Kunst und Kultur? Den Kulturschaffenden wird stattdessen eine Ausweglosigkeit vorgespielt und sie werden in die historisch maximal kontaminierten Räume der Kongresshalle und deren Innenhof gezwängt.
Unser Appell an die Künstler*innen: Lassen Sie sich nicht in diese Sackgasse manövrieren! Sie werden benutzt für ein Finanzierungsspiel. Ihnen wird vorgemacht, dass es um Sie geht. Das ist aber offensichtlich nicht wahr.
Wir stellen die Frage konfrontativ an die Stadt Nürnberg: Wenn es den Verantwortlichen wirklich um die Förderung von Kunst und Kultur geht, wieso werden sie dann in dieses bauliche Monstrum gesteckt? Wieso hat sich die Stadt nicht dafür eingesetzt, dass auf dem freien Gelände in Lichtenreuth Platz für die Oper und ein Künstlerhaus eingeplant wurde? Wieso hat sich niemand beherzt dafür eingesetzt, wenn die Kunst und die Kultur doch so hoch gehalten werden? So wird es jedenfalls dargestellt. Ist das denn unter diesem Aspekt noch glaubwürdig?
Wenn das Kulturareal an der Kongresshalle erst ein mal fertig ist, wird es der Oper und den Kulturschaffenden über viele Jahrzehnte nicht mehr möglich sein einen passenderen Platz für sich zu fordern. Sie werden festgehangen sein in etwas Ungutem.
An alle denen Kunst und Kultur in dieser Stadt wichtig sind: Stoppen Sie dieses Projekt. Lassen Sie es nicht zu, dass Kunst und Kultur sich in diese Ecke drängen lassen.
Ein Beitrag vom 23.10.2024 im BR, Frankenschau zu Lichtenreuth: Neuer Stadtteil für 6.000 Menschen in Nürnberg
Diese Perspektive des Renderings, mit Blick von oben über die Kongresshalle wird kein Besucher jemals einnehmen können. Das Bild strahlt dadurch allerdings etwas Weitläufiges, Harmonisches, Erbauliches aus. Wenn man den realen Standort des Ersatzgebäudes vor Ort betrachtet, findet sich nichts dergleichen. Der Klammergriff, in dem der geplante Ersatzbau in Wirklichkeit stehen würde, wird im Rendering nicht spürbar. Der Innenhof der Kongresshalle ist nicht schön. Er hat den CHARAKTER EINES GEFÄNGNISINNENHOFES. Das monströse NS-Gebäude würde die Oper massiv einengen und überlagern. Das Grün an der Fassade ist ebenso ein Euphemismus.
Es gibt einen ganz klaren Widerspruch zu der eigentliche Aussage dieses Ortes. Der Innenhof SOLL gar nicht freundlich und einladend sein. Er SOLL das Leere, Karge, Monströse, nicht Gelungene spürbar machen. Das ist durch die Denkmalpflege so festgelegt. Auf eine uns nicht nachvollziehbare Art wird diese Vorgabe aber durch die aktuelle Planung ausgehebelt und wirkungslos gemacht. Man muss sich fragen, wie das zustande kam, wer das veranlasst hat und zu welchem Zweck.
Welche Wahrnehmung / Stimmung möchte man im Innenhof der Kongresshalle hervorrufen? In unseren Augen sollte es Erschütterung und Betroffenheit sein. Sollte stattdessen eine Oper dort stattfinden und die Menschen mit einem feierlichen Sekt im Innenhof stehen, würde das Ganze in der theatralischen Wahrnehmung zu einem mächtigen, bestaunenswerten, architektonischen Hintergrund verklärt werden. Und genau das wäre ein sehr großer Fehler.
Der Ort darf nicht salonfähig werden.
Es wurde lange von einem Operninterim gesprochen. Mittlerweile nicht mehr und es sollen 25 Jahre sein, an Stelle von 10 Jahren. Und das Gebäude soll auch nicht zurückgebaut werden, wie es der Denkmalschutz vorschreibt.
Wie ist es möglich, dass so wichtige Entscheidungen keinen öffentlichen Dialog erfahren?
Wie ist es möglich den Denkmalschutz so zu untergraben?
Ist es wirklich notwendig das Ersatzgebäude in den beengenden Innenhof der Kongresshalle zu zwängen und den Künster*innen und Besucher*innen einen permaneten Bezug zur NS-Dikatur aufzubürden?
Wäre es nicht viel besser einen anderen Standort dafür zu finden? Die Stadt Nürnberg tut geradezu so, als ob das die einzige Möglichkeit wäre. Wir empfinden das als unwahr und auch als künstlich inszenierte Ausweglosigkeit, die den Kreativen vorgespielt wird um ganz eigene Zwecke zu erreichen.
Die Kunst sollte sich nicht für das Finanzierungsspiel der Stadt instrumentalisieren lassen!
Die Sanierungskosten sind immens – 500 Mio Euro – unseres Wissens, und es scheint auch bisher nicht geklärt zu sein wie sie finanziert werden. Wie kann es sein, dass die Finanzierung für das Ersatzgebäude schon mal voraus eilt und gleichzeitig die Planung für die ursächliche Sanierung nicht fertig gestellt wird?
Meinen die Verantwortlichen es verbindlich ernst, wenn sie davon reden, dass die Oper nach 25 Jahren wieder zurück soll in das eigentliche Operngebäude?
Wenn das Ersatzgebäude stehen bleiben soll, wer finanziert dann dessen Unterhalt auf Dauer? Das Problem des allgemeinen Kulturnotstandes wird dadurch nicht besser, es verstärkt sich sogar. Dann gibt es eine unnötige Verdoppelung der instandzuhaltenden Gebäude, ohne dass dafür eine Finanzierung gesichert ist.
Es drängen sich die Fragen auf: Wer würde im Zweifelsfall die frei gewordene Oper kaufen, und für welchen Preis? Wer wäre der Nutznießer des ganzen Projektes?
Die Kommunikation der Verantwortlichen lässt viele Fragen offen. Sie stellen sich gerne als transparent und kritikfähig dar, sind es aber leider nicht.
Stolz präsentierten sich die Verantwortlichen zum Baubeginn am 13. Dezember 2024 mit ihrer "größten Kulturbaustelle Europas".
WIR ZITIEREN DIE INHALTE VON DEM INSTAGRAM-POST DER KONGRESSHALLE NÜRBERG VOM 18.12.2024
(Die Quelle finden Sie hier)
"Bezogen auf das Gesamtprojekt wird die Förderquote voraussichtlich bei über 70 % liegen. Für die Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg ist eine Förderung von 75 % durch den Freistaat Bayern beantragt. Für die Ermöglichungsräume gibt es eine Förderzusage des Bundes in Höhe von 20 Mio. Euro; aus dem Kulturfond des Freistaats Bayern sind 1,75 Mio. Euro beantragt. Die Schadstoffbeseitigung wird mit Fördermitteln in Höhe von über 6 Mio. Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) durch die Europäischen Union unterstützt. Für die Substanzerhaltung und grundsätzliche Nutzbarmachung der Kongresshalle soll der Bund die Hälfte, der Freistaat Bayern und die Stadt Nürnberg jeweils ein Viertel übernehmen. Der Bund wird sich mit 29,5 Mio. Euro engagieren, der Freistaat Bayern hat eine Förderung in Höhe von 14,75 Mio. Euro in Aussicht gestellt."
Wir setzten Folgendes entgegen:
In dieser Auflistung fehlt noch ein großer Posten: die Sanierung der Oper. 500 Mio Euro sind unseres Wissens dafür veranschlagt worden. Damit werden alleine für die Oper und das geplante Kulturareal 800 Mio Euro in Anspruch genommen. Das ist ein unglaublich großer Betrag. Wir halten diese Summe für höchst irritierend.
Gibt es nicht noch eine ganz andere Perspektive auf dieses Thema, außer der, die von den Verantwortlichen der Stadt Nürnberg dargestellt wird? Die Fördermittel von der EU, dem Bund, dem Freistaat Bayern und auch der Stadt Nürnberg sind vor allem eines: ENDLICH. Das heißt: Fließt ein sehr großer Geldbetrag in dieses Projekt, fehlt das Geld an anderer Stelle massiv. Ich wüsste nicht, wieso einen dieses Missverhältnis stolz machen sollte. Da nimmt sich jemand die gesamte Sahnetorte und will auch noch dafür bewundert werden. Ich verstehe das nicht. Es kommt mir vor wie bei Ludwig dem XIV. Hybris ist das Wort, das mir dazu einfällt. Da wird das Geld in Saus und Braus ausgegeben und der Rest ist einem egal.
Wie viele andere Kulturschaffende werden, weil kein Geld für sie übrig bleibt, in große Schwierigkeiten geraten? Spricht der Intendant der Nürnberger Oper auch mit den Verantwortlichen der Konzert- und Kongresshalle in Bamberg? Die müssen ebenso ihre Räume aufwändig sanieren lassen. Wie viele andere Bühnen auch! Gibt es keine Empathie anderen Kollegen gegenüber? Ich empfinde es als höchst unsolidarisch sich selbst zu feiern, weil man den ganzen Kuchen für sich in Anspruch nimmt und dies in keine Relation dazu setzt, dass andere auch genau deshalb nichts mehr abbekommen.
Und was ebenso wichtig ist: Die Kultur wird hier in einen permanenten Bezug zur NS-Diktatur gefesselt. Das ist weder für das Mahnmal der Kongresshalle die richtige Umgangsweise, noch für die Kultur. Da wird extrem viel Geld für ein höchst zweifelhaftes Projekt ausgegeben. Das ist für mich kein Grund zu feiern.
Ist der geplante Umgang mit Steuer- und Fördergeldern nachhaltig und sinnvoll?
Der Staatstheaterintendant und Operndirektor Jens-Daniel Herzog hat in einem Interview mit der SZ vom 11.2.2022 ein verführerisches Konzept entwickelt, das in unserer Wahrnehmung aber leider auch die Bodenhaftung verloren hat. Der Gast soll in alle Richtungen gedreht, gedehnt und gewendet, angehoben und mal hier und mal dort gedanklich abgestellt werden. Ein am Ende nicht begreifliches Potpourri aus Humor, Respekt und Respektlosigkeit.
So sehr wir die künstlerische Freiheit hoch halten. Wir halten es für eine Selbstüberschätzung, dass einem diese Kommunikation an diesem Ort so gelingt. Hier wurde bereits schon einmal die Bodenhaftung verloren, wurden Menschen verleitet nicht mehr selbst zu denken und nur noch der Führung zu folgen.
An diesem Ort braucht es keine Illusionisten mit Verführungskraft, hier braucht es Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Betroffenheit, Psychologie, Lernen-Wollen und vor allem Eines: politische Bildung hoher Qualität.
Wir sprechen dem Intendanten der Oper nicht das Recht ab einen adäquaten Platz für die Zeit der Sanierungsarbeiten der Oper zu finden, auch nicht das Recht auf diese Art illusionistischen Wirkens. Es ist wichtig und toll, dass es das gibt. Aber bitte nicht im Innenhof der Kongresshalle. Das ist nicht der richtige Ort dafür. Wagner zu spielen, wo Hitler Wagner spielen wollte, und uns allen vormachen, dass das mit Humor ja trotzdem ginge... Es geht nicht. Weil der Mensch auf diese Weise keine klare Linie erkennen kann. Die politische Rechte hat genau wegen solcher Vermischungen freien Raum um weit über das erträgliche Maß zu wachsen. Wenn uns die Demokratie wichtig ist, sollte das verhindert werden.
Es gibt einen viel sinnvolleren, nachhaltigeren und kostengünstigeren Weg.
„Ermöglichungsräume“ mit dem Charme einer Gefängniszelle
Grundlage der Skizze: Webseite der Stadt Nürnberg zu den Ermöglichungsräumen.
Der Text dazu ist im Original "Grundsubstanz bleibt erhalten. Es ist ein einfacher Ausbau geplant. Da der Bau unter Denkmalschutz steht, wird – auch aus Kostengründen – auf tiefgreifende Eingriffe verzichtet."
Der Begriff „Ermöglichungsräume“ ist für uns ein echter Euphemismus. Was wird in so gruseligen Räumen wie in der Kongresshalle an freier Gestaltung möglich sein? Und für wie viele Künstler? 25? Werden da nicht die Künstler nur dafür instrumentalisiert, Fördergelder zu erhalten um das Gebäude zu sanieren? Wären die Künstler nicht vielleicht viel lieber in anderen Räumen tätig, die diese Brutalität der Kongresshalle nicht in sich tragen? Darüber sollte man mal reden.
Die Planung begann mit der Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025 und hat versucht, lokale Notlagen aufzugreifen und gemeinsam zu lösen. Wir können es verstehen, dass man es so versucht. Es ist jedoch einfach nicht die richtige Lösung gefunden worden. Sie wird dem bildungspolitischen Anspruch, den die Kongresshalle als elementar wichtiges Zeitdokument der Gräueltaten der NS-Diktatur hat, nicht gerecht. Die Wahrnehmung der Besucher wird verzerrt. Da, wo man Alarmglocken läuten hören sollte, wird man in ein künstlerisches Ambiente gezogen, das nicht auf die Aufbereitung von Gewalt abzielt, sondern ganz allgemein gehalten wird. Was geschieht da in der Wahrnehmung der Besucher*innen? Es wird einem regelrecht abtrainiert, aufmerksam auf Signale zu reagieren. Wie kann man auf diesem Weg dem politischen Rechtsruck entgegenwirken? Gar nicht. Es ist didaktisch ein sehr großer Fehler diese beiden Felder so zu vermischen. Man kann von den Künstlern der Region nicht erwarten, dass sie sich jetzt alle auf einmal dem Sujet „Gewalt“ widmen. Und wenn die Räume nur solchen Künstlern eingeräumt werden, die das Thema Gewalt bearbeiten, würde doch nicht das erreicht werden, was ursprünglich geplant war. Die allgemeine Künstlerszene der Region ginge doch wieder leer aus.
Die Räume haben den Charme einer Gefängniszelle. Die Fenster beginnen weit über der Sichthöhe und um einen herum sind nur Backsteine. Wenn jetzt der Versuch gestartet wird, die Backstein“optik“ als cool und loftartig zu verkaufen, lässt es uns erschauern. DAS IST KEIN COOLER LOFT UND AUCH KEIN HIPPER LOST PLACE. An der Kongresshalle ist gar nichts cool und das darf es auch gar nicht sein. Künstler möchten aber gerne stolz ihre Arbeit präsentieren können, ohne permanent Betroffenheit signalisieren zu müssen. Das ist ein Spannungsfeld, das in diesen Räumen offensichtlich nicht gelöst werden kann.
Die denkmalpflegerischen Auflagen aufzuweichen, indem man weitere Fenster einbaut (wie bereits angekündigt) ist auch nicht die Lösung. Das wären keine minimalen Veränderungen, wie die Planer es versuchen darzustellen. Das Gebäude würde seine Authentizität verlieren und damit auch die Schutzwürdigkeit als UNESCO Weltkulturerbe. Das darf nicht geschehen.
Es gibt einen viel sinnvolleren, kostengünstigeren Weg.
Mitten in Nürnberg. Steht Nürnbergs Kulturbürgermeisterin vor dem Karrieresprung?
SZ vom 2. März 2025, Kolumne von Olaf Przybilla
Was die Stadt Nürnberg aktuell versucht, ist wie die Quadratur des Kreises. Es wird behauptet, dass eine künstlerisch-kulturelle Nutzung automatisch einen Gegenpol zur NS-Diktatur bildet und damit alles gut sei. Das allerdings erscheint uns wie ein sich immer wieder wiederholendes Mantra. Ein Zauberspruch, der nicht gelingen kann.
Das weltweit wichtige Mahnmal darf nicht als Partyzone benutzt werden. Die Kongresshalle ist auch kein hipper „lost place“ für Ateliers und Ausstellungen. Und sie ist vor allem kein majestätischer, salonfähiger Hintergrund für die Oper.
Darauf liefe es aber bei der aktuellen Zielsetzung der Planung hinaus. Prof. Dr. Julia Lehner setzte im Interview vom 16.11.2024 in der NN folgenden Standpunkt ins Zentrum: « Die Frage nach dem konkreten Bezug zum Ort ist dabei stets neu und individuell zu beantworten – und zwar durch die Kunst und Kultur ebenso wie durch die Betrachterinnen und Zuschauer. Sollte kein Bezug erkennbar sein, wäre dies ja auch ein Statement. »
Was im Klartext bedeutet: die Kunst darf alles. Egal was. Wo liegt wohl für Frau Prof. Dr. Lehner die Grenze des Erträglichen? Wenn Rammstein in der Kongresshalle ein Konzert gibt – im Rahmen einer offensichtlichen Glorifizierung der NS-Ästhetik? Ist das tatsächlich erstrebenswert?
Und auf der anderen Seite: Wenn es den Kunst- und Kulturschaffenden und den Betrachter*innen egal wird, dass sie in einem Mahnmal höchster historischer Bedeutung, tanzen, feiern, gestalten was sie wollen und wie sie wollen, wird das Areal doch vollkommen seiner eigentlichen Bedeutung entleert. Ist das tatsächlich so gewollt? Ist das ein verantwortungsvoller Umgang mit diesem historischen Erbe?
Was müssen Menschen denken, die von weit her angereist kommen um sich das Reichsparteitagsgelände als bedeutendes Relikt der NS-Diktatur anzusehen? Dass uns jetzt alles egal ist? Ist es wirklich das was wir kommunizieren wollen? Ist das nicht viel zu banal?
Der Laissez-faire im konkreten Umgang mit der bildungspolitischen Bedeutung des Gebäudes ist in unseren Augen erschütternd. Da wird auf Instagram die grüne Fassade der zukünftigen Oper gelobt und ein „Alles Gut“ vorgetäuscht, damit die Jugend sich für das Gelände begeistert. Und gleichzeitig soll die Erinnerungskultur hoch gehalten werden. Wenn sie nichts kostet.
Es wird von der Stadt Nürnberg genau das falsche Signal in die Welt gesetzt. Besucher*innen würde genau das Gegenteil von dem erleben, was eigentlich die Message sein sollte. Nämlich Betroffenheit. Entsetzen. Schauder.
Und ein eindeutiges und klares „Nie wieder“.
© 2025 Initiative gegen die Banalisierung des Bösen
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