Die Kongresshalle und das angrenzende Areal sollten in unseren Augen dem Thema Gewalt, Menschen- und Völkerrechte und der inspirierten, forschenden Suche nach einem weltweiten Frieden gewidmet werden. Was hier aktuell geplant ist, wird dem historischen Erbe nicht gerecht, dem bildungspolitischen Potenzial ebenso wenig.
Die Welt ist, seitdem die Stadt Nürnberg angefangen hat, das Areal zu beplanen, eine andere geworden. Der allgemeine politische Rechtsruck, der Krieg in der Ukraine, die drohende Ausweitung der Eskalation auf Europa, der Konflikt im Gaza-Streifen, die Wiederwahl Trumps, die Einmischung Elon Musks in unseren Bundestagswahlkampf, …
Das sind alles Dinge, die uns wachrütteln sollten. Die wir nicht banal hinnehmen sollten.
Etwas, was sich keiner wirklich vorstellen konnte, rückt in greifbare Nähe. Die politisch Rechten erstarken massiv auf Bundes- und auf Länderebene. Was würde geschehen, wenn die AfD ein Mitbestimmungsrecht über die Kongresshalle im Stadtrat erhalten würde? Das ist etwas, was in jedem Fall verhindert werden sollte.
Die Unterschutzstellung des Mahnmals der Kongresshalle als UNESCO Weltkulturerbe halten wir als sehr erstrebenswert. Dazu darf dieses Gebäude aber nicht noch in letzter Minute durch die aktuellen baulichen Maßnahmen das Authentische verlieren, wie es beim Saal 600 bereits geschehen ist (mehr dazu in der SZ vom 2. August 2024, Memorium Nürnberg. Historische Versäumnisse, von Olaf Przybilla).
Zu überlegen ist es auch die Verantwortung für das gesamte Reichsparteitagsgelände, auch wegen der tatsächlich nationalen Bedeutung, aus der kommunalen Hand in die Entscheidungshoheit eins unabhängigen Gremiums auf Bundesebene zu übertragen.
Ziel dieses Gremiums wäre es dann:
1. Gegen den Rechtsextremismus zu wirken.
2. Menschen zu ermöglichen aus den Fehlern der Geschichte zu lernen.
3. Strukturen für einen weltweiten Frieden zu fördern.
In Anbetracht der aktuellen politischen Lage ist das in unseren Augen kein unerheblicher Gedanke. Einer Umfrage der Jewish Claims Conference zufolge, sinkt das Bewusstsein über die Verbrechen des NS-Regimes mehr und mehr. Gerade junge Menschen haben kaum noch Wissen über die Ausmaße der NS-Verbrechen. Die letzten Zeitzeugen werden uns in den nächsten Jahren verloren gehen...
Da wird es um so wichtiger das Reichsparteitagsgelände möglichst authentisch erlebbar zu lassen. Eine solche Begehung lässt sich durch nichts ersetzen.
Für ein Zentrum für Menschen- und Völkerrechte, das gleichzeitig die Sanierungsarbeiten in der Kongresshalle mit finanziert. Und auch für ein Zentrum für Friedensforschung. Beides wird tatsächlich gebraucht und ist hier vor Ort genau am richtigen Platz. Die Fördergelder für die Ermöglichungsräume sollten für ein wirklich freies Künstlerhaus investiert werden. Die Forderungen für die Oper (Ersatzgebäude und Sanierung der eigentlichen Oper) sind viel zu hoch gegriffen. Es wäre ein großer und willkommener Akt der Solidarität unter Künstlern sich mit anderen Betroffenen der Brandschutzverordnungen zusammen zu tun und gemeinsam eine mobile und modulare Lösung zu finden, so wie es Paris gelungen ist die Olympiade ganz ohne einen Stadion-Neubau ganz fantastisch zu organisieren.
Die Entscheidungsträger der Stadt Nürnberg möchten gerne als transparent in ihrer Kommunikation wahrgenommen werden. In den Augen vieler Beobachter sind sie das aber nicht. Vieles erscheint wie Augenwischerei und Schönrednerei. Wir fordern Klarheit und Offenheit, eine verbindliche und wahrheitsgemäße Beantwortung der offenen Fragen. Es geht um sehr hohe Beträge und eine bildungspolitisch weitreichende Entscheidung.
Die Kongresshalle darf nicht salonfähig werden, darf nicht als schick und kulturell wertvoll wahrgenommen werden. Eine Bewertung durch Spezialisten wird diese Rote Linie ziemlich sicher bestätigen können. Eine Verwebung der allgemeinen aktuellen Kunst mit dem historischen Erbe dieses Ortes schadet beiden Seiten und sollte auf jedem Fall verhindert werden.
Es braucht ein flexibleres, lösungsorientiertes Denken. Die aktuelle Planung zum Kulturareal Kongresshalle ist nicht zu Ende gedacht und wurde mit den falschen Ansprechpartnern besprochen. Die Bundeszentrale für politische Bildung wäre hingegen für dieses Areal mit sehr viel mehr Recht ein Entscheidungsträger als die örtliche Kulturszene, die über Jahrzehnte so kurz gehalten wurde, dass sie selbst diesen Strohhalm annehmen würde, nur um überhaupt einen Platz zu erhalten.
Wenn Sie über unser weiteres Vorgehen informiert werden möchten, oder einen Beitrag zu dieser Initiative leisten möchten, freuen wir uns sehr über Ihre Kontakt-Aufnahme per E-Mail!
Ihr Team der Initiative gegen die Banalisierung des Bösen
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